In seiner Mitgliederversammlung, am 05. März 2013, diskutierte der Ortsverein das Thema Wasserversorgung. Klaus Zinke zeigte in seinem Referat die Anfänge der Trinkwasserversorgung auf. Auch die negativen Konsequenzen und die Gefahren durch die private Wasserwirtschaft legte er offen.
WEM GEHÖRT DAS WASSER? Für frühere Generationen war das keine Frage, denn die Quellen auf der Gemarkung einer Kommune gehörten der Kommune. Deshalb dienten die Quellen als Grundlage einer technisierten Wasserversorgung, als man am Ende des 19.Jahrhunderts daranging, sie zu fassen und in einem unterirdischen Röhrensystem mit Bassins und Filteranlagen zu verbinden. Die Bürger waren stolz darauf, dass in ihre Häuser sauberes Wasser floss und erleichtert darüber, dass Typhus- und Choleraepidemien ausblieben. Das war ein riesiger hygienischer Fortschritt, denn immer wieder war verunreinigtes Wasser in die Quellen eingedrungen, und hatte die gefürchteten Krankheiten verursacht. Der Stolz auf die eigene Wasserversorgung versiegte aber in dem Maße, in dem man sie als eine selbstverständliche Gegebenheit ansah. Da die Anlagen dem Verschleiß ausgesetzt waren, wurden Reparaturen zu einer ständigen Belastung kommunaler Haushalte. Finanzstarke Privatgesellschaften traten an Bürgermeister heran mit dem Angebot, die Wasserversorgung zu übernehmen. Sie boten ihnen hohe Summen an, was manche Städte wie Braunschweig von einem Tag auf den anderen von Schulden befreite. Die Städte verloren jeglichen Einfluss auf die Technik des Wasserversorgungssystems und die Preisgestaltung. Die Wasserkonzerne erhöhten die Preise zum Teil drastisch, denn sie ließen die Abnehmer den Kaufpreis tragen, zusätzlich zu den angestrebten Gewinnen. Die Behandlung des Trinkwassers ist bei privaten Gesellschaften eine ganz andere. Sie verwenden das Oberflächenwasser von Flüssen, indem sie es auf aufwendige Weise reinigen und nochmals verwenden. Aus den Quellen suchen sie Mineralwasser abzufüllen, ein einträgliches Geschäft. Wenig Interesse zeigen sie jedoch an der Pflege des einstmals städtischen Wassernetzes, weil solche Arbeiten ihren Profit mindern. Deshalb ist die Versorgung in Städten wie London ernsthaft gefährdet. Beim Rückkauf haben Städte Mühe ihren ursprünglichen Besitz ohne große Verluste zurück zu erhalten. Die Verträge mit den privaten Konzernen sind auf etwa 30 Jahre abgeschlossen, geheim und verklausuliert, der Gerichtsstand befindet sich oft im Ausland. Was bisher über die Privatisierung in Deutschland und im Ausland bekannt wurde, ist die Tatsache, dass die Bürger entschieden mehr zahlten, als hätten sie die Anlagen in ihrem Besitz behalten. Die Hoffnung, heute sauberes Wasser in privater Regie preiswert anzubieten, ist eine Illusion, denn unsere Quellen sind inzwischen belastet. Die Ursache liegt hauptsächlich in der industriellen Landwirtschaft, deren intensive Verwendung von künstlichem Dünger und Pestiziden nicht abbaubare Spuren hinterlässt. Die SPD appelliert an die Bürger, ihre ursprünglichen Rechte nicht zu veräußern. In Deutschland herrscht jetzt eine Gesetzgebung, die beide Varianten des Besitzes zulässt. Der Privatisierung ist Tür und Tor geöffnet, ganz im Sinne der neoliberalen Ideologie, alle öffentlichen Belange nur unter dem Aspekt des Profits zu sehen.